«Ich richte mein Augenmerk mehr auf die Pfarreiangehörigen als auf den Papst»

«Ich richte mein Augenmerk mehr auf die Pfarreiangehörigen als auf den Papst»

Ihr sind alle Pfarreiangehörigen, unabhängig vom Alter, das Allerwichtigste: Pastoralraumleiterin Theres Küng.

Am 15. Mai wird im Michelsamt über die Fusion der Kirchgemeinden Beromünster, Neudorf und Schwarzenbach abgestimmt. Am 3. Mai findet dazu eine Orientierungsversammlung in Neudorf statt. Der «Michelsämter» hat sich mit Pastoralraumleiterin Theres Küng buchstäblich «über Gott und die Welt» unterhalten.

Theres Küng, was beschäftigt Sie aktuell am meisten?
Die weltweiten Ereignisse wie der Krieg in der Ukraine und der Klimawandel. Aber da gibt es auch die immer noch grosse Armut und den Hunger. All diese Ereignisse machen ohnmächtig und hilflos. Ich spüre aber auch, dass eine verstärkte Spiritualität – ein Verbundensein mit Gott – nötig ist, vielleicht mehr denn je. Denn der Glaube an Gott, an ein MEHR als das, was wir sehen und wissen, lässt hoffen.

Die Organisation der römisch-katholischen Kirche der Schweiz weist ein weltweit einmaliges Nebeneinander von hierarchisch organisierter «Bischofskirche» und demokratisch organisierter «Landeskirche» auf. Wie beurteilen Sie dies aus Ihrer pastoralen Sicht?
Das duale System bietet Chancen, welche ich sehr schätze. Davon möchte ich drei Vorteile nennen: 1. Die kirchlichen Steuergelder werden vom Kirchenrat verwaltet. Von den Steuereinnahmen werden 93 Prozent vor Ort in den Pfarreien für das Pfarreileben eingesetzt. In anderen Bistümern der weltweiten Kirche werden die Steuergelder vom Ortsbischof zentral verwaltet und verteilt, wie er es für gut befindet. 2. Das duale System teilt Macht auf. Gewählte Kirchenräte und -rätinnen gewährleisten deshalb Wissen und Engagement vor Ort, auch wenn die Pfarreileitung oder der Pfarrer nach einigen Jahren an eine andere Stelle berufen wird. 3. Die Zusammenarbeit zwischen der pfarreilich-pastoralen Seite (Pastoralteam) und der staatskirchenrechtlichen Seite (Kirchenrat) ist eine gegenseitige Bereicherung und eine sinnvolle Arbeitsteilung, welche beide Seiten entlastet.
Einvernehmliche Zusammenarbeit ist unumgänglich; nicht immer gelingt sie und es muss gerungen werden. Mit den Kirchenräten im Michelsamt habe ich ausserordentlich Glück: Bereits bei den Vorarbeiten zur Errichtung des Pastoralraumes und danach bei der Umsetzung haben die Kirchenräte ihren hilfreichen Beitrag geleistet.

Was schätzen Sie an der bisherigen Zusammenarbeit, und wie kann diese noch weiterentwickelt werden?
Das gemeinsame Interesse ist die Kirche und deren Aufgaben. Dieses Interesse könnte durchs Verfeinern von Strukturen, mit gemeinsamer Weiterbildung und gemeinschaftlichem Gebet und Gottesdienstfeiern noch verdichtet werden. Dies ist aber immer auch eine Frage von Ressourcen; ich habe hohen Respekt vor Kirchenräten und auch vor freiwillig Mitarbeitenden in den Pfarreien, welche nebst Erwerbsarbeit sich für das Pfarreileben engagieren. Zudem hat gute Zusammenarbeit mit Vertrauen zu tun. Gegenseitiges Vertrauen muss gepflegt werden und bildet sich nicht von selbst. Dieser Erkenntnis könnte nach den Neuwahlen der Kirchenratsgremien noch mehr Rechnung getragen werden.
Für die bisherige Zusammenarbeit, die meines Erachtens gut gelungen und von Respekt geprägt ist, möchte ich mich bei allen Kirchenräten und -rätinnen bedanken. Auch nach der Fusion wollen wir gemeinsam Kirche vor Ort gestalten – in unseren je eigenen Aufgaben.

Es zeigt sich, dass es der Kirche gelingt, auch Jüngere zur Mitarbeit zu bewegen. Wie kann dies noch vermehrt gelingen?
Kirche ist mehr als das Feiern von Gottesdiensten. Sie nimmt sich Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen an – unabhängig vom Alter. In Bezug auf die jüngeren Menschen: Kinder haben einen ganz natürlichen «Gwunder» für die Geheimnisse des Lebens und für Gott. Die verstärkte Arbeit in der Familienpastoral bezieht Kinder, Jugendliche, Eltern, Grosseltern und auch andere nahestehende Personen wie Gotte, Götti und Nachbarn mit ein. Gottesbeziehung ist nicht eine Frage des Alters.

Was würden Sie sich von der offiziellen Kirche wünschen, wenn Sie alle Kompetenzen hätten?
Wer ist die offizielle Kirche? Kirche sind alle getauften Menschen. Ich richte mein Augenmerk mehr auf die Pfarreiangehörigen als auf den Papst. Allen Getauften in unseren Pfarreien wünsche ich, dass sie ihren Lebensweg auch als Glaubensweg begreifen – und je länger desto mehr die Verbundenheit mit Gott spüren und vertiefen.

Von der lehramtlichen Kirche erhoffe ich mir die Einsicht und die Rechtsprechung, dass Frauen auch Menschen sind und gute Seelsorge und Sakramentenspendung nichts mit Biologie und Hormonen zu tun haben, sondern mit einer vertrauensvollen Gottesbeziehung.

Was können Sie in Ihrem Kompetenzbereich in diese Richtung bewirken?
Als Seelsorgerin nehme ich die Sorgen vieler – auch verletzter Frauen – entgegen, um sie im Gebet Gott anzuvertrauen. Als Pastoralraumleiterin obliegt es mir, zusammen mit dem Pastoralteam, die Pfarreiarbeit zu konzipieren und den Pfarreiangehörigen besonders an Wendepunkten ihres Lebens zu dienen.

Bei uns haben Interviewpartner das letzte Wort. Was möchten Sie der Leserschaft des «Michelsämters» noch mit auf den Weg geben?
Der synodale Prozess zeigt, dass die Gläubigen im Bistum Basel mehr Teilhabe wünschen, mitentscheiden und mitreden möchten. Ich lade Sie alle ein, auch diejenigen, welche die Kirche aus Distanz betrachten, sich aktiv in Pfarreiräten, Kirchenräten und Gruppierungen einzubringen und sich am Pfarreileben zu beteiligen. Sie sind gefragt!

Interview: Karl Heinz Odermatt, Foto: Vrony Wey

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