Die Pfarrkirche St. Stephan, Beromünster, wird bereits 1036 schriftlich erwähnt. Die Ausgrabungen aus den Jahren 1985/86 haben gezeigt, dass sie viel älter ist und auf eine Holzkirche des 8. Jahrhunderts zurückgeht. Interessant ist auch, dass aus dieser merowingischen Zeit keine Grabbeigaben gefunden wurden. Das lässt den Schluss zu, dass der Glaube in den Herzen der Christen dieser Gegend damals bereits fest verwurzelt war.
Ohne Unterbruch standen an der gleichen Stelle vier frühere Kirchen, in der sich unsere Vorfahren zum Gottesdienst versammelten. Der Bau der heutigen Kirche wurde im Jahre 1623 begonnen. Im 18. Jahrhundert wurde er dem barocken Empfinden angepasst. Die letzte Restaurierung fand in den Jahren 1985-87 statt.
Das Vorzeichen der Kirche wurde 1788 errichtet. Seine Kuppel und die seitlichen Spiegel zieren drei bemerkenswerte Gemälde von Josef Messmer. Unverändert aus der Bauzeit blieb im Innern die Kanzel. Mit den kostbaren Intarsien aus Elfenbein ist sie ein Meisterstück der Renaissance. Ebenso bekannt sind die Glasmalereien von Heinrich Tschupp von Sursee. Sie stammen aus dem Jahre 1625. Im Chor ist mehrmals der Erzengel Michael dargestellt. Er wird als Patron des Stifts und des gesamten Michelsamtes verehrt.
Rechts von der Kirche steht das alte Beinhaus aus dem Jahre 1469.
1934 - Neue Glocken für die Pfarrkirche
300 Jahre haben die alten Glocken tag für Tag zum Gottesdienst gerufen und dreimal zum Angelusgebet gemahnt. 1934 wurden bei der Glockengiesserei in Staad bei Rorschach fünf neue Glocken bestellt. Ab der Mooskapelle wurde der Transporttross in einer feierlichen Prozession zur Pfarrkirche begleitet und nach der Weihe am 9. September von den Schulkindern in den Turm hinaufgezogen. Die grösste der alten Glocken kaufte Dr. Edmund Müller jun. und liess sie im Garten des Dolderhauses platzieren. Seine Eltern Hedwig und Edmund Müller-Dolder sind auf der neuen Marienglocke als Stifter aufgeführt.
Die zwei Pfarreien St. Stephan und St. Michael von Beromünster
Sowohl in den Urkunden von 1036, 1045 und 1173 wird die untere Kirche als erste Kirche aufgeführt. Sie war also schon damals eine Leut- oder Pfarrkirche, wenn dies auch nicht ausdrücklich gesagt ist. Aus der Matricula von 1326 (älteste bekanntes Statut, welche bis 1928 in Kraft waren) geht deutlich hervor, dass sie Seelsorgediente anbot, dort getauft und beerdigt wurde, auch die Hl. Sakramente wurden gespendet.
Nach der Matricula gehörte "die kirchliche Leitung der Seelen von Münster dem Propste, und von alters her sei die Seelsorge in der untern Kirche, welche die Tochter oder Magd der obern sei, zugunsten der obern Kirche, der Mutter oder Gebieterin, ausgeübt worden."
Diese Worte drücken das Abhängigkeitsverhältnis der untern von der oberen Kirche deutlich aus; sie stammen noch aus dem Zeitalter der Lebeigenschaft … Die Matricula bezeugt nur das Rechtsverhältnis, wie es zwischen Stifts- und Pfarrkirche bis 1798 tatsächlich bestanden hat. Die Stiftskirche war für die Chorherren und ihre Offizialen, die untere oder Leutkirche für die übrigen Gotteshausleute ... die weder zur weltlichen noch zur kirchlichen Administration etwas zu sagen hatten.
Die Stiftsstatuten von 1694 sprechen in Art. 59 §9 deutlich von zwei Pfarreien, die man als bis ins Mittelalter zurückreichende Personalpfarreien bezeichnen kann, die unter sich nicht abgegrenzt waren, sondern die Zugehörigkeit so bestimmten, dass die Chorherren, Kapläne und Beamten des Stifte samt ihren Familien … zur oberen Kirche gehörten, während das gesamte übrige Volk innerhalb des Sprengels der unteren zugeteilt blieb.
Erst 1849 mit dem Abgrenzungsakt von Bischof Joseph Anton Salzmann wurde "der "Hirschen" und alle Stiftshäuser oberhalb desselben in die Stiftspfarrei gehören, sie mögen von wem immer bewohnt sein."
Es gab also in Beromünster seit alters zwei Pfarreien, aber nur eine Kirchgemeinde. Dabei betrachtet der Staat St. Stephan als die eigentliche Pfarrkirche dieser Kirchgemeinde. … Ebenso hat nur St. Stephan einen Kirchenrat und den Kirchmeier zu wählen...
Aus "Die Geschichte der Pfarrei St. Stephan Beromünster" von Josef Wallimann-Huber, Helyas-Verlag 1959