Vielleicht...
(Jill Wellington auf pixabay.com)
Kinder mögen es gar nicht, wenn ihre Fragen mit einem «vielleicht» beantwortet werden. Sie haben gerne eine klare und eindeutige Antwort, möchten wissen, ob sie dürfen oder nicht, ob sie müssen oder nicht, ob etwas geht oder eben nicht. Darum werden Eltern, Grosseltern oder Lehrpersonen das Wort «vielleicht» nach Möglichkeit vermeiden, wenn sie ermüdenden Diskussionen und Nachfragen aus dem Weg gehen möchten.
Hand aufs Herz, hätten wir alle nicht gerne ein verbindliches Ja oder Nein auf die unzähligen Fragen, die sich uns tagtäglich stellen? Sind wir es nicht müde, jedem Termin in unserer Agenda ein Fragezeichen zu setzen? Das Wörtchen «vielleicht» taucht in diesem Jahr und besonders wieder die letzten Wochen so gehäuft in unserem Wortschatz auf, dass es gut und gern zum Wort des Jahres erkoren werden könnte. Viele Menschen empfinden es als äusserst ermüdend, dieses ewige «vielleicht» ertragen zu müssen. Sie möchten wissen, ob die Adventsfeier nun stattfindet, ob das Skilager abgesagt wird und ob die Familie wie jedes Jahr Weihnachten zusammen feiern darf. Im Wort «vielleicht» hören wir vor allem das Ungewisse. Wir befürchten, dass die Umstände unseren Wünschen eher entgegenwirken.
Doch das zusammengesetzte Wort meint ursprünglich etwas Positives. «Viel-leicht», verstanden als «sehr leicht», also «ganz ohne Schwierigkeit», lässt uns doch schon sehr viel optimistischer in die Zukunft blicken. Es tönt ganz anders, wenn es «sehr leicht» möglich ist, dass wir im nächsten Sommer wieder mit Freunden eine Grillparty feiern dürfen. Die Möglichkeit wächst zu einer hoffnungsvollen Erwartung.
Diese sichere Erwartung trägt uns Christen durch die Adventszeit. Wir erwarten die Ankunft des Herrn, die Geburt Jesu Christi. Das «vielleicht» ist aus christlicher Sicht eine Verheissung, ein Versprechen, auf das wir voller Zuversicht vertrauen, nicht nur zu Weihnachten. Die Vorbereitungszeit auf das Weihnachtsfest ist geprägt von einer freudigen Hoffnung. Sie zeigt sich in den vielen Lichtern, die die Strassen, Häuser und Fenster erleuchten. Am Adventskranz wird Woche für Woche eine Kerze mehr entzündet. Je näher das Weihnachtsfest rückt, desto heller erstrahlt die Stube und desto mehr wird die Hoffnung zur Gewissheit.
Machen wir doch diese christliche Haltung zum Programm, welches uns durch die dunklen Tage führt. Wenn im Terminkalender so Vieles gestrichen wird, warum nicht einfach im unbeliebten «vielleicht» ein einziges kleines «e» streichen? Ich wünsche Ihnen allen «viel Licht» und Zuversicht!
Christa Wandeler-Wey, Katechetin